Es leuchtet in der Nacht, es leuchtet an Häusern, in Gärten, es wird angestrahlt und ausgeleuchtet, in Szene gesetzt und hergezeigt. Straßen sind taghell erleuchtet, grell!
Das Licht leuchtet unsere Welt aus, betont das, was wir für wichtig halten. Doch denken wir auch an die Welt hinter den Lichtkegeln, Lichtwegen und Lichtglocken? Eine Welt, die die Dunkelheit braucht – so sehr, wie wir meinen das Licht zu brauchen. Nicht nur die Glühwürmchen schrecken vor dieser Über-macht an Licht zurück, sind doch ihre zarten Leuchtsignale von den anderen Glüh-würmchen in heller Umgebung nicht mehr zu erkennen, so dass sie sich nicht fortpflanzen können. Auch Igel, viele Fledermausarten, zahlreiche Vogelarten meiden den unnatür-lichen Tag, werden aus unserem Umfeld verdrängt. Doch auch das Gegenteil ist der Fall, für viele Insekten übt diese strahlende Helligkeit einen unwiderstehlichen Sog aus. Nachtfalter und andere Insekten fliegen unermüdlich im Lichtkegel, können diesem nicht mehr entkommen und verenden aus lauter Erschöpfung am Ende einer Nacht. Sie werden keine Blüten mehr bestäuben und auch nicht mehr für Nachkommen sorgen. So geht das jede Nacht, ein stilles Sterben, während wir die Beleuchtung im Garten einschalten und dann die Rollläden herunterlassen, um das Licht von außen auszusperren.
Komet Neowise am 22.07.2020 über Fränkisch-Crumbach
Mir scheint, wir haben vergessen, dass es neben unserem Lebensraum auch noch den Lebensraum anderer Lebewesen gibt, dass wir uns den Lebensraum mit anderen Kreaturen teilen, dass der Baum, der so schick von unten ausgeleuch-tet wird, einmal der Schlaf-platz eines Waldkauzes, von ein paar Amseln und Tauben war, dass die nette Reihe aus Solarleuchten im Garten einmal der gewohnte Weg eines Igels war, der nun aufgrund der Lichtbarriere lieber einen anderen Garten als Zuhause wählt.
Doch auch uns Menschen tut ein Mehr an Licht nicht immer gut. So blenden viele Leuchten in Gewerbe-gebieten die Verkehrsteil-nehmer, viele Straßenbe-leuchtungen sind so grell, dass das Auge gar nicht hinterher kommt beim Wechsel von Hell und Dunkel – eine ganz direkte Gefahr, die von zu viel Licht ausgeht. Aber dieses Zuviel stört auch viel feinere Abläufe in uns. Zu viel Licht stört unseren Schlaf und damit unser Immunsystem, es bringt den uralten Rhythmus von Tag und Nacht durcheinander, an den auch wir Menschen gebunden sind. Ein sensibler und umsichtiger Umgang mit Licht ist damit ein wertvoller Beitrag zum Natur- und Artenschutz, aber auch genauso wichtig für den Schutz unserer Gesundheit.
Wir halten Aufklärung und Sensibili-sierung zu dieser Problematik für den richtigen Weg, um ein Miteinander der verschiedenen Bedürfnisse und eine deutliche Verringerung von Lichtimmissionen zu erreichen. Für den Schutz der Nacht und für den ungetrübten Blick in den Sternenhimmel über Fränkisch-Crumbach!
Um das zu erreichen werden wir uns dafür einsetzen, dass Beleuchtung in Bebauungs-plänen sinnvoll geregelt und festgesetzt wird, dass man ein Beratungsangebot für Gewerbetreibende und Anwohner*innen zur sinnvollen Beleuchtung anbietet und dass das Thema allgemein bei Neuplanungen zur Beleuchtung einen festen Platz bekommt.
Martina Limprecht lebt seit über 20 Jahren in Fränkisch-Crumbach und ist seit 18 Jahren im Odenwald im Naturschutz tätig, ehrenamtlich wie auch beruflich. Seit 6 Jahren ist sie Mitglied des Naturschutzbeirats im Odenwaldkreis. Der Erhalt der Artenvielfalt und der Arten- und Biotopschutz sind ihre Kernthemen.
Martina Limprecht kandidert auf Listenplatz 3